Sonntag, 9. Februar 2014

Broschiertes Birka-Band

Schon gefühlt seit einer Ewigkeit wollte ich eines der broschierten Birka-Bänder nachweben. Jetzt ist Brettchenweben nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung. Es hat zudem auch noch eine kleine Weile gedauert, die richtigen Materialien zu finden (bzw. die richtige Dicke der Seide bzw. des Golddrahts). Aber nun ist es endlich fertig: das Birka-Band aus Bj. 965 aus walnussgefärbter Seide mit goldlegiertem Messingdraht (doppelt eingezogen). Mit insgesamt 21 Brettchen gewebt (13 Musterbrettchen, jeweils 4 Randbrettchen). Wie im Originalfund auch habe ich regelmässig zwischen 6-13cm die Drehrichtung der Brettchen gewechselt. Insgesamt ist das Band nicht länger als 50cm (für dieses kurze Stück habe ich aber doch ein ganzes Stück Zeit investiert), und ist nun Teil meines Trägerrocks.










Von den insgesamt 170 Gräbern in Birka mit Textilfunden beinhalten 60 broschierte Bänder. Leider ist meist völlig unklar, an welcher Stelle der Kleidung die Bänder einst angebracht waren. Es wird vermutet, dass diese in der Herstellung doch aufwendigen Bänder reine Zierbänder waren. Das Grundmaterial der Bänder bestand aus Seide oder auch Seide und Leinen als Grundfäden, die Schussfäden aus Silber- und Golddraht (der Schussfaden wird stets doppelt eingezogen). Goldborten sind nur noch als "Negative" erhalten (der Grundfaden vermoderte), während das Silber der Silberborten oft ankorrodierte Seidenreste aufweist. Der Goldfaden variiert dabei sehr oft auch innerhalb eines Bandes in Dicke und Farbe, und wurde nach Fertigstellung wohl zusätzlich mit einem Hämmer geplättet, um den Glanz zu verstärken.
Die verschiedenen Borten weisen eine gewisse Muster-Ähnlichkeit auf: Swastiken, Rauten, zoomorphe Formen, S-Figuren aber auch Flechtornamente kommen häufig vor. Geijer spricht hier von einem gewissen Grad an Standardisierung. Unklar ist, ob broschierte Bänder ein lokales Handwerk darstellten, oder importiert wurden. Man liest in Birka 3 (Textilfunde) oft, dass das Drahtziehen mit rundem Durchmesser als Technik vermutlich aus dem Osten/Byzanz stammt. Ich bin mir nicht sicher, wie aktuell dieser Wissensstand ist, da ich vom Haithabu-Museums-Besuch noch im Kopf habe, dass dort das Drahtziehen nachgewiesen ist. 

Abbildung aus Birka III - Die Textilfunde (A. Geijer)

Abbildung aus Birka III - Die Textilfunde (A. Geijer)