Freitag, 25. November 2011

Kaftan, die 2.

Es herrscht nur scheinbar Flaute hier im Blog, denn tatsächlich arbeite ich momentan an mehreren Projekten gleichzeitig.
Neulich fertig geworden: eine Interpretation eines Birka-Kaftans, wobei das einzig Erhaltene - die Knöpfe - noch darauf warten, dass sie aus der Ukraine zu uns gesendet werden. Diesmal ist es ein vorne komplett offener Kaftan, wadenlang. Die Knöpfe werden in einer durchgängigen Reihe vom Hals bis zum Gürtelbereich angebracht. Der Stoff ist ein leicht angewalkter leinwandbindiger Wollstoff, mit Birkenblättern gefärbt und mit Besätzen aus ebenfalls leinwandbindigem Wollstoff (mit Zwiebelschalen gefärbt).



Alrik hat bereits ein kaftan-artiges Gewand, das nur bis zur Taille mit Knöpfen zu schließen ist.





Weiterhin ist momentan eine schlichte Tunika mit Besätzen in Arbeit, sowie ein kammgewebter Gürtel, der als Gewebeband für eine Panova (ein Teil einer slawischen Frauentracht) dienen soll. Da bin ich allerdings noch in Recherche, und das kann noch ein wenig dauern, und es noch offen, ob ich das Band überhaupt für die Darstellung verwenden kann.



Mittwoch, 2. November 2011

Anleitung zum Pflanzenfärben

Nachdem schon öfters Fragen aufkamen zu Färberezepten, dachte ich mir, ich erstelle eine kleine Anleitung zu den gängigsten Färbedrogen. Grundsätzlich gilt bei Färben mit Pflanzen: allzu viel kann man nicht falsch machen, irgendeine Farbe kommt immer bei raus ;-)

Färben mit Walnuss
Getrocknete oder frische Walnussschalen (die grünen, nicht die braunen) 1-3 Tage vorher in Wasser einweichen, immer wieder mal umrühren, den Gestank dabei ignorieren.
Für eine Kaltfärbung den Stoff mehrere Tage in den Färbesud legen, immer wieder umrühren.
Für eine "normale" Färbung Sud mit Walnussschalen 1 Stunde auskochen, dann den Stoff hinzu und nochmal 1 Stunde kochen. Der Stoff wird beigefarben.
Walnuss-Färbungen sind die ideale Einstiegsfärbung, weil man durch die starke Eigenbeizung der Walnussschalen den Stoff nicht vorbeizen muss, und auch sonst kaum etwas beachten muss. Die Färbedroge ist derart intensiv, dass der Sud für mehrere Züge ausreicht. Das Farbspektrum reicht von dunkelbraun bis zu beige.




Färben mit Birkenblättern
Der Stoff muss vorgebeizt werden, d.h. eine Stunde mit 15% Alaun ausgekocht werden.
Die Birkenblätter werden 1 Tag vor dem Färben in Wasser eingelegt, dann 1 Stunde ausgekocht, dann darf der Stoff für eine Stunde mit rein. Die Farben werden strahlend gelb, fast schon neonfarben. Fügt man 2-x% Eisensulfat zum Färbesud hinzu, wird der Stoff grün. Hier ist die Farbe abhängig von der Menge des Eisensulfats, je mehr, desto dunkler der Stoff.




Färben mit Krapp
Vorbeizen des Stoffes mit 15% Alaun. Einige Rezepte geben hier den Tipp, den Stoff 1 Woche feucht zu lagern. Das ist generell nicht nötig. Auch bei einer Direktbeize wird der Stoff was.
Die Krappwurzeln müssen vor dem Färben 1-2 Tage aufquellen, also in Wasser eingelegt werden. Krappwurzeln kann man gemahlen oder geschnitten kaufen. Gemahlen sind sie besser, müssen nicht so lange eingeweicht werden, und ergeben intensivere Farben.
Die aufgeweichten Wurzeln mit dem Stoff erhitzen. Auch hier scheint es unterschiedliche Erfahrungen zu geben. Einige Rezepte geben hier den Tipp auf keinen Fall über 60-70°C zu erwärmen, da sonst die Farbe ins Bräunliche wechselt. Auch hier muss ich sagen, ich habe andere Erfahrungen gemacht. Ich habe den Stoff teilweise gekocht, und ein strahlendes Ampelrot erhalten. Also ruhig mal ausprobieren.






Färben mit Indigo
Was wurde nicht alles über Färben mit Indigo geschrieben: Hefeküpe, Urinküpe, kompliziert. Das mag sein. Zum Glück kann man schummeln, und zwar mit Entfärber von der Drogerie.
Wasser auf 60°C erhitzen, das Ingigopulver vorsichtig einrühren, dann Entfärber hinzu, und etwas haushaltsübliches Salz. Der Sud färbt sich dabei erstmal gelb und stinkt etwas. Das soll so sein. Den Stoff für eine halbe Stunde in den Sud werfen, immer wieder vorsichtig umrühren, dabei aufpassen, dass der Stoff unter Wasser bleibt.
Nach einer halben Stunde kann man den Stoff herausholen, und praktisch dabei zusehen, wie aus der gelben Farbe plötzlich ein Blau wird: Der Stoff oxidiert an der Luft.



Ich habe bewusst keine Mengenangaben gemacht, weil hier doch einfach das ausprobieren wichtiger ist, also sich sklavisch an ein Rezept zu halten. Grundsätzlich sind Färbedrogen sehr ergiebig, also einfach mal try and error ;-)